14. November 2016
Beim Kinder- und Jugendgesundheitssymposium des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger stand das Bildungswesen im Fokus.
Unter dem Titel „Optimal versorgt“ fand vergangene Woche das 3. Kinder- und Jugendgesundheitssymposium des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger in Kooperation mit der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit statt, das sich heuer speziell dem Thema „Gesundheit im Bildungswesen“ widmete. Ein brisantes Thema, weiß man aus Umfragen, dass 83 Prozent der Jugendlichen die Schule als belastend empfinden. Eine Expertenrunde setzte sich vor dem Hintergrund, dass mittlerweile 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen an Österreichs Schulen an psychischen Erkrankungen und 18 Prozent an chronischen Erkrankungen leiden, mit dem Spannungsfeld „Bildung-Entwicklung-Gesundheit“ auseinander.
„Die Kinder- und Jugendgesundheit hat für die Sozialversicherung einen großen Stellenwert, denn Investitionen in unsere Kinder sind Investitionen in unsere Zukunft“ eröffnete Gastgeberin und Verbandsvorstandsvorsitzende Ulrike Rabmer-Koller. „Aus gesunden Kindern werden gesunde Erwachsene. Deswegen ist es wichtig, bei Kindern, Eltern und Lehrern ein Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil zu schaffen.“ Die Sozialversicherung hat in den vergangenen Jahren verstärkt die Schwerpunkte der Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie forciert und 2016 ein neues Maßnahmenpaket beschlossen.
Auch Bundesministerin für Familien und Jugend, Sophie Karmasin setzte in ihrer Herangehensweise an das Thema ganz auf Prävention und Aufklärung: „Was mir besonders am Herzen liegt, sind die schulärztlichen Daten, die jährlich in unseren Schulen dokumentiert – jedoch liegengelassen werden. Ich setze mich auch weiterhin dafür ein, diesen Datenschatz zusammenzuführen, auszuwerten und für die Kinder- und Jugendgesundheit weiterzuentwickeln.“ Andere Projekte wie etwa der sogenannte SVA-Gesundheitshunderter zur Steigerung der Teilnahme von Kindern und Jugendlichen an Gesundenuntersuchungen oder die Workshop-Reihe des BMFJ, bei der besonders junge Mädchen einen gesünderen Umgang mit dem eigenen Körper lernen, sind bereits auf Schiene.
„Dort, wo junge Menschen ihre Potenziale entfalten können, entsteht automatisch Gesundheit und sozialer Zusammenhalt“ betonte Klaus Vavrik, Präsident der Österreichischen LIGA für Kindergesundheit und wies darauf hin, dass leider weder im Bildungskompass noch in der Bildungsreform 2016 der Gesundheitsaspekt thematisiert werde. Vavrik sprach sich dafür aus, dass die Kompetenzen der im Bildungswesen tätigen Gesundheits-, Sozial- sowie sonderpädagogischen Berufe in einem interdisziplinären Team gebündelt werden und Kinder mit Gesundheitsbelastungen auch im Bildungswesen eine adäquate Betreuung erhalten sollten.
Einen Einblick in die gesunden Lebenswelten Kindergarten und Schule gewährte Andrea Wesenauer, Direktorin der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK), und betonte deren Stellenwert: „Von den zehn oberösterreichischen Gesundheitszielen sind sechs der Kinder- und Jugendgesundheit gewidmet.“ Für Kinder von 0 bis 19 Jahren bietet die OÖGKK ein umfangreiches Angebot – beginnend mit Aktivitäten wie „… von Anfang an!“ oder den „Frühen Hilfen“ über das Netzwerk „Gesunder Kindergarten“ bis hin zu Zahngesundheitsförderung, schulischer Gesundheitsförderung, Peer-Education-Programmen im Bereich Ernährung, Vereinscoaching und einer speziellen Jugendlichenuntersuchung.
Um chronisch kranke Kinder ging es Andreas Kocks, Pflegewissenschaftler am Universitätsklinikum Bonn, der für seine Studien einen Blick in den Norden Europas warf, wo sogenannte „School Nurses“ für Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung in den Schulen sorgen. „Die Schule muss sich auch bei uns dem Thema Gesundheit öffnen, damit alle Kinder den bestmöglichen Bildungsabschluss, der ihnen zusteht, schaffen.“ Wobei es Kocks nicht darum ging, dem Bildungssystem einen zusätzlichen Auftrag zu erteilen, sondern Bildung durch Gesundheitsmaßnahmen wie „School Nurses“ zu unterstützen.
Um die pragmatische Nutzenfrage „Gesundheit? Was habe ich davon?“ aus der Sicht der Jugend drehte sich der Beitrag von Bernhard Heinzlmaier, Vorsitzender des Institutes für Jugendkulturforschung: „Kennzeichnend für die Jugend von heute: Das ‚Ich steht im Mittelpunkt‘. Individualität ist verpflichtend. Wenn man jedoch einen bestimmten Benefit für sein Verhalten bekommt, ist man bereit, sich anzupassen.“ Die größten Gesundheitsprobleme der Jugend ortete Heinzlmaier in deren Psyche.
Mit einem gemeinsamen Vorsatz schloss die Verbandsvorstandsvorsitzende des Hauptverbandes, Ulrike Rabmer-Koller: „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, unseren Kindern ein gesundes Erwachsenwerden zu ermöglichen. Dazu gehört, Gesundheitskompetenz zu vermitteln und der jungen Generation so das Rüstzeug für möglichst viele gesunde Lebensjahre in die Hand zu geben. Frei nach dem Motto: Was Hänschen lernt, das wird Hans leben.“
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige).