Prominent besetzte Podiumsdiskussion im Hauptverband zum Thema „Prävention – Chance und Dilemma“
7. April 2016
Ein hochkarätig besetztes Podium diskutierte gestern, Mittwoch, anlässlich des von der WHO ausgerufenen Weltgesundheitstages, über Prävention als „Chance und Dilemma“. Ulrike Rabmer-Koller, Vorsitzende im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und Gastgeberin der Abendveranstaltung bat Sektionschefin Pamela Rendi-Wagner, den stv. Ärztekammerpräsident Karl Forstner, den Vizepräsidenten der Apothekerkammer, Christian Müller-Uri, sowie den Soziologen Univ.Prof. Franz Kolland zur Diskussion.
In ihrem einleitenden Statement hielt Rabmer-Koller fest, dass Gesundheitsförderung und Prävention in erster Linie als große Chance zu begreifen ist: „Zahlreiche Studien belegen, dass es langfristig günstiger kommt, Krankheiten zu vermeiden anstatt sie zu heilen. Aber neben den nackten Zahlen geht es vor allem um ein Mehr an Lebensqualität und ein Mehr Lebensjahren bei guter Gesundheit.“
„Ein Präventionsbereich, der mir als Mutter besonders am Herzen liegt, ist die bestmögliche Begleitung unserer Kinder ins Erwachsenenalter. Im Teenageralter werden wichtige Entscheidungen getroffen über Ernährungsgewohnheiten, den Raucheinstieg oder das Bewegungsverhalten. Suchtrisiken müssen beachtet werden und auch die psychische Gesundheit der jungen Generation“, sagte die Hauptverbandschefin in der Diskussion. „Derzeit endet mit dem Mutter-Kind-Pass beim sechsten Lebensjahr die Gesundheitsbegleitung und die kostenlose Vorsorgeuntersuchung setzt erst wieder ab dem 18. Lebensjahr ein. Wir müssen hier mehr als zehn Lebensjahre erschließen, Risikofaktoren im Auge behalten, Angebote machen und aktive Prävention betreiben. Wir brauchen deshalb ein maßgeschneidertes Vorsorgeprogramm für Kinder und Jugendliche, denn in genau diesem Lebensabschnitt werden die Weichen für das gesamte weitere Leben gestellt“, so Rabmer-Koller weiter.
Einer Studie des IHS zufolge liege das Einsparungspotenzial durch den forcierten Einsatz gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen bei 3,6 Mrd. Euro bzw. 1,7% des BIP. Die Gesundheitsreform sieht jährlich bis zu 3,5 Millionen Euro für Vorsorgemaßnahmen vor. Angesichts von 27,1 Milliarden Euro (2014) jährlichen öffentlichen Ausgaben für Gesundheit ein noch geringer Beitrag. Rabmer-Koller: „Es geht auch um Bewusstseinsbildung und die Stärkung der Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung in allen Altersgruppen.“ Und dass dabei bereits im Kindesalter begonnen werden muss, weil Verhaltensänderungen wie gesunde Ernährung und mehr Bewegung bei zunehmendem Alter immer schwieriger werden, darin waren sich alle Diskutanten einig. Pamela Rendi-Wagner: „Vor allem bei den schulpflichtigen Kindern müssen wir den schulärztlichen Dienst vielmehr als bisher in die Pflicht nehmen“. „Generell sind Investitionen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sehr langfristig zu sehen und meist erst in 20-30 Jahren wirksam“, so Rendi-Wagner weiter.
Risikofaktoren und gesundheitsschädliches Verhalten wie Rauchen, schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel können jedenfalls nur gemeinsam mit den Versicherten und entsprechenden begleitenden gesellschaftspolitischen Strategien und Maßnahmen reduziert werden.
Der Hauptverband ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige).