29. Jänner 2015
Einen deutlichen Appell richtet Peter McDonald an die Ärztekammer. Für den Vorstandsvorsitzenden des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger ist es höchste Zeit, für eine konstruktive Mitarbeit aller Systempartner im Gesundheitswesen: „Wir sind bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in einer entscheidenden Phase. Es wird nur dann spürbare Verbesserungen für die Österreicherinnen und Österreicher geben, wenn miteinander statt gegeneinander gearbeitet wird. Dabei muss auch die Ärztekammer ihre verständlichen Eigeninteressen hinter jene der Patienten und Beitragszahler anstellen“, so McDonald. „Es wurde lange genug geredet und diskutiert – jetzt müssen wir vom Papier in die Realität kommen. Jetzt müssen die Menschen spüren, dass neue medizinische Versorgungsprojekte und professionelle, niederschwellige Erstberatung in die Umsetzung kommen, mit dem Ziel einer ganzheitlich Beratung und Betreuung.“
„Die Sozialversicherungsträger arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Realisierung von österreichweit insgesamt 11 Pilotprojekten. 2015 sollen die ersten in Betrieb gehen und ab dem kommenden Jahr Menschen außerhalb der Spitäler neue Formen von wohnortnaher medizinischer Versorgung bieten“, so McDonald weiter.
Diese sollen die wesentlichen Wünsche der Patientinnen und Patienten erfüllen. Sie sollen aber auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich wieder mehr Jungmediziner für den Beruf des praktischen Arztes entscheiden. McDonald: „Wir haben in Österreich die höchste Ärztedichte weltweit und die Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Gesundheitswesen ist in Österreich so hoch wie kaum wo anders. Das ist Auftrag für uns, das Gesundheitswesen weiter zu entwickeln und damit auch die Attraktivität des Arztberufes aufrecht zu erhalten.“
McDonald: „Die innovative Grundidee der neuen Versorgung vor Ort ist die Vernetzung von Ärzten untereinander, aber auch mit anderen Gesundheitsberufen, etwa den Pflegeberufen oder therapeutischen Berufen. Diese sollen unter einen Dach oder in Form eines Netzwerkes verwirklicht werden“. Das werde viele Probleme lösen, die Jungärztinnen oder Jungärzte heute als negativ erleben.
Dass die Sozialversicherungen laut Ärztekammer Finanzmittel horten würden, weist McDonald zurück: „Durch die Konsolidierungsbemühungen der vergangenen Jahre ist es uns gelungen, die Kassen großteils zu entschulden und die Finanzen weitgehend so zu stabilisieren, um das Ziel einer schwarzen Null über den Konjunkturzyklus hinweg zu gewährleisten. Für die Hälfte der Kassen ist es gelungen, eine gesetzlich vorgegebene Leistungssicherungsreserve aufzubauen, die den Versicherten die Sicherheit gibt, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die hohe Verfügbarkeit von neuen medizinischen Leistungen und damit den medizinischen Fortschritt rasch sicherzustellen. "Wir dürfen nicht nur an die Gegenwart denken sondern in Generationen, denn die Menschen setzen ihr tiefes Vertrauen in die Verlässlichkeit der Sozialversicherung." McDonald erinnert daran, dass in den letzten Jahren darüber hinaus neue Leistungen wie beispielsweise im Bereich der Zahnspangenversorgung für Kinder und Jugendliche oder ein Krankengeld für Selbständige eingeführt wurden.
„Ich appelliere daher an die Interessenvertretung der Ärzte, lieber intensiv an der raschen Umsetzung dieser Leuchtturmprojekte für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens konstruktiv mitzuwirken anstatt mit Aufgeregtheit zu verunsichern und Ängste zu schüren.“
Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,4 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.