Krankenstandsquote im Schnitt bei 3,5% - niedrigste Unfallrate seit 1974
19. Februar 2014
Durchschnittlich 12,8 Tage waren unselbständig Beschäftigte in
Österreich im Verlauf des Jahres 2012 im Krankenstand (2011: 13,2 Tage).
Das zeigt der aktuelle Fehlzeitenreport. Im Vergleich zum Vorjahr kam
es damit zu einer leichten Senkung der krankheitsbedingten Fehlzeiten.
Das entspricht einer Krankenstandsquote von 3,5% der Jahresarbeitstage
(2011: 3,6%).
Langfristig gesehen ist das Krankenstandsniveau derzeit vergleichsweise
niedrig: Die krankheitsbedingten Fehlzeiten erreichten 1980 17,4
Krankenstandstage pro Kopf. Die Krankenstandsquote lag bei 4,8%. In den
Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftigten durchschnittlich 15,2 Tage
bzw. 14,4 Tage krankgeschrieben.
Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der
Krankenstandsfälle setzte sich 2012 ungebrochen fort. Kurzkrankenstände
stellen nunmehr knapp 37% aller erfassten Krankenstandsfälle dar. Der
Rückgang der durchschnittlichen Dauer ist auch die Folge einer
Verschiebung bei Krankenstandsursachen: Der Anteil der
Atemwegserkrankungen am Krankenstandsgeschehen, die typischerweise einen
kurzen Verlauf haben, hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
zugenommen. 2012 war jeder fünfte Krankenstandstag auf
Atemwegserkrankungen zurückzuführen. Der Anteil der Verletzungen an den
Krankenständen nimmt weiter deutlich ab. 2012 lag die Unfallquote bei
351 je 10.000 Versicherte. 2011 waren es 365 je 10.000 Versicherte.
Aus Sicht der Arbeiterkammer ist das Ergebnis des Fehlzeitenreports 2013
auf den ersten Blick durchaus erfreulich. Wirft man jedoch einen Blick
auf die Verteilung der Krankenstandsgruppen, so zeigt sich, dass im
Bereich der psychischen Erkrankungen besonders viele Krankenstandstage
anfallen. Mit einer durchschnittlichen Dauer von 39,1 Tagen pro
Krankheitsfall werden die anderen Krankheitsgruppen deutlich
übertroffen.
„Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Anteil der Invaliditäts-
und Berufsunfähigkeitspension wegen psychischer Erkrankungen
mittlerweile 32 % beträgt (im Jahr 1995 waren es lediglich 11 %), ist
dringender Handlungsbedarf gegeben. Bei der Invalidisierung der unter
50-Jährigen betrug die Zuerkennungsquote wegen psychischer Erkrankungen
im Jahr 2012 sogar 55 %. Daher wird es notwendig sein, rasch zu
reagieren und betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention
auszubauen. Ebenso unverzichtbar ist die Schaffung alternsgerechter
Arbeitsplätze. Jegliche politische Diskussion und Umsetzung gesetzlicher
Maßnahmen zur Anhebung des faktischen Pensionsalters müssen ins Leere
laufen, wenn es nicht gelingt, ältere ArbeitnehmerInnen so lange wie
möglich gesund am Arbeitsplatz zu halten“, betont Mag.a Alice Kundtner,
stellvertretende Direktorin der Arbeiterkammer.
„Der bereits in den letzten Jahren auffallende Trend der stetig
zunehmenden Kurzkrankenstände wird neuerlich bestätigt. Damit die
betroffenen Menschen sich einer besseren Gesundheit erfreuen und weniger
häufig kurzzeitig arbeitsunfähig werden, tritt die WKÖ für zusätzliche
Bemühungen zur Stärkung von Präventionsmaßnahmen und
Gesundheitsförderung ein. Die Politik bekennt sich sowohl im Rahmen der
Gesundheitsreform als auch im Regierungsprogramm ausdrücklich dazu.
Jetzt gilt es, die Absichtserklärungen beispielsweise durch
Anreizsysteme und der steuerlichen Förderung von betrieblicher
Gesundheitsförderung mit Leben zu erfüllen, um den insgesamt positiven
Trend bei den Krankenständen zu verstärken“, so Dr. Martin Gleitsmann,
Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der
Wirtschaftskammer Österreich.
Ein gesunder Lebensraum Betrieb kann einen wichtigen Beitrag zur
gesundheitspolitischen Vision eines längeren und selbstbestimmten Lebens
bei guter Gesundheit“ leistet. „Der Fehlzeitenreport zeigt, dass die
Arbeitswelt im Gesamtkonzept der Gesundheitspolitik eine wichtige Rolle
spielt. In der Lebenswelt Betrieb kann durch die Gestaltung der
Arbeitsabläufe, das Führungsverhalten und die Gestaltung der
Arbeitsplätze Gesundheit gefördert und Krankheit verhindert werden. Die
Sozialversicherung bietet interessierten Unternehmen, die betriebliche
Gesundheitsförderung umsetzen wollen Auswertungen und
Unterstützungsangebote. Ich wünsche mir, dass bis 2016 ein Drittel der
Arbeitnehmer in Betrieben arbeiten in denen Gesundheit und das
Wohlbefinden der Mitarbeiter ausdrücklich Teil der Managementphilosophie
ist“, so Dr. Josef Probst, Generaldirektor-im Hauptverband.
Der aktuelle Fehlzeitenreport 2013 ist ab sofort unter: www.hauptverband.at/fokoop sowie unter http://wko.at/sp verfügbar.
Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen,
sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine
sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,4 Millionen Menschen
anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der
Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner
durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält
keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die
Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung
weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der
solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.