Das BFI Wien zeichnet die ersten Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung zum zertifizierten Lehrlingscoach – allesamt von der Sozialversicherung - aus.
30. Jänner 2014
Die österreichische Sozialversicherung bildet jährlich rund dreihundert Lehrlinge in verschiedenen Berufsgruppen aus und ist damit einer der größeren Lehrlingsausbildner Österreichs. Die Palette der Berufe reicht dabei von der/dem Bürokauffrau/mann, IT-TechnikerIn, Koch/Köchin bis zum/zur zahnärztlichen FachassistentenIn bzw. VerwaltungsassistentenIn. „Das duale Ausbildungssystem ist verantwortlich dafür“, so der Vorsitzende des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Dr. Hans Jörg Schelling, „dass Österreich derzeit in Europa hinter Deutschland die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit hat und mit 8,6% (nach Eurostaat-Berechnung) deutlich unter der Hälfte des EU-Durchschnitts (23,6% / Stand November 2013) liegt“.
Die Ausbildung von Lehrlingen ist aber sowohl für Unternehmen wie etwa die Sozialversicherungsträger, als auch für die Lehrlinge selbst eine besondere Herausforderung, weiß Dr. Valerie Höllinger, Geschäftsführerin BFI Wien: „Auf beiden Seiten bestehen Erwartungen – aber auch Fragen, Wünsche und sogar Zweifel, ob die Ausbildungszeit ‚gewinnbringend‘ und erfolgreich sein wird.“
Unsere Gesellschaft habe derzeit einen großen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften: „Dabei geht es natürlich in erster Linie um fachliche Kompetenzen. Das soziale und emotionale Rüstzeug ist aber nicht zu unterschätzen. Die Unternehmen wünschen sich Talente, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und Tag für Tag das Beste im Sinne des Betriebs geben“, so Höllinger weiter.
Um den Lehrlingsausbildnerinnen und -ausbildnern des Landes das dafür benötigte Rüstzeug zur Hand geben zu können, haben Expertinnen und Experten der Sozialversicherungsträger und dem BFI Wien gemeinsam den zertifizierten Lehrlingscoach entwickelt. In 48 Unterrichtseinheiten werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei die wichtigsten Themenfelder der Lehrlingsarbeit vermittelt.
Persönliche Kompetenz als Führungskraft (etwa Selbstverständnis in der Führung, Reflexion der Verhaltensmuster, unterschiedliche Führungsstile, Entwicklung des individuellen Führungsstils)
Soziale Kompetenz für Motivation und Konfliktmanagement (Einflussfaktoren auf die Lehrlingsmotivation, Konfliktsignale erkennen, Konfliktdynamik und –lösungen, Einblick in Mediation)
Methodische Kompetenz als interner Coach (Voraussetzung für erfolgreiches Coaching, Anlässe, Zielformulierungen, konstruktives Feedback, Reflexion des eigenen Feedbackverhaltens)
Fachliche Kompetenz für sozialpsychologische und rechtliche Fragen (Überblick der Entwicklungs- und Sozialpsychologie, Fokus Pubertät, Jugendwerte und –kultur)
Rechtliche Grundlagen – Update (Rechts- und bildungspolitische Grundlagen, Arbeitsrecht bezogen auf Lehrlinge, aktuelle Judikatur, aktivierende Arbeitsmarktpolitik)
„Lehrlingscoaches sind in ihrer täglichen Arbeit vor allem auch mit pädagogischen und kommunikativen Problemfeldern konfrontiert: Sie müssen Motivatoren sein, Konflikte lösen und verwertbares Feedback geben können aber auch über rechtliche Fragen informiert sein. Hier geht es nicht um Hausverstandsfragen sondern eine Professionalisierung im Umgang mit jungen Menschen – den Fach- und Führungskräften von morgen“, erklärt Höllinger.
Die erste Organisation, die in diese Zusatzqualifikation investiert, ist der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger: „Als einer der größeren Lehrlingsausbilder Österreichs sieht sich die österreichische Sozialversicherung in der Verantwortung, die Lehrlinge in den unterschiedlichen Bereichen nicht nur fachlich sondern auch persönlich bestmöglich zu fördern“, begründet Stefan Sidlo, Initiator der Drehscheibe Lehrlingsausbildung im Hauptverband und Leiter des Programmausschusses des zertifizierten Lehrlingscoaches, das Engagement im Sinne der Professionalisierung der Ausbildnerinnen und Ausbildner: „Professionalisierung bedeutet, sie in ihrer oft schwierigen Arbeit anzuerkennen, den Wert ihrer Arbeit mehr in den Vordergrund zu stellen – und dafür war die Zeit reif, bei uns damit anzufangen“, so Sidlo.
Die ersten Zertifikate
Heute, Donnerstag, erhalten die ersten Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs „Lehrlingscoach“ ihre Zertifikate: Sabine Rasper-Hössinger, Brigitte Nowak (Wiener Gebietskrankenkasse), Gabriele Gössler, Renate Peterka-Kocsis, Wolfgang Mörwald (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt), Christiana Dorfinger, Petra Kappl, Anton Hobel (Versicherungsanstalt Eisenbahnen und Bergbau), Petra Barnreiter (Oberösterreichische Gebietskrankenkasse), Nicole Kronigl, Stefan Vettinger (IT-Services der österreichischen Sozialversicherung) und Stefan Sidlo (Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger) dürfen sich künftig „Zertifizierter Lehrlingscoach“ nach der Personenzertifizierung ISO 17024 nennen.
Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,4 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.
Das BFI Wien beschäftigt zusammen mit seinen Tochterunternehmen rund 600 MitarbeiterInnen und über 700 selbständige TrainerInnen. Gut 40.000 Menschen nehmen jährlich an den Lehrgängen, Kursen und Seminaren des Erwachsenenbildungsinstituts teil. Das Bildungsprogramm ist auf www.bfi-wien.at/kurssuche zu finden.
Rückfragen:
Mag. Jan Weinrich, MBA
BFI Wien, Pressesprecher
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