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Österreichisches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm


Die Trägerkonferenz des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger fordert die Ärztekammer dringend zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf

2. Oktober 2013

Nachdem der geplante Start des Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungs-Programmes am 1. Oktober 2013 wegen der Weigerung der Ärztekammern für Wien und die Steiermark um jedenfalls ein Quartal verschoben werden musste, fordert die Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger nun die beiden Ärztekammern dringend auf, die Gespräche im Interesse der Gesundheit der Frauen sofort wieder aufzunehmen und unter Dach und Fach zu bringen, um den Start nicht noch weiter zu verzögern. Die bisherigen Angebote zur Brustkrebs-Früherkennung bleiben bis zum Start des Programmes jedenfalls aufrecht, eine Versorgung der Frauen ist damit gewährleistet.

Die Verzögerung des Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms stand auf der Tagesordnung in der Sitzung der Trägerkonferenz, einem Spitzengremium des Hauptverbandes bestehend aus den Obleuten und Vize-Obleuten der einzelnen Sozialversicherungsträger: "Die Ärztekammern in Wien und in der Steiermark instrumentalisieren das bereits von der österreichischen Ärztekammer, den Ländern, der Sozialversicherung und dem Bund beschlossene Brustkrebs-Früherkennungsprogramm als Joker in ihren Tarifgesprächen mit den Gebietskrankenkassen – und das im Endeffekt auf Kosten der Frauen in Österreich“, betont Mag.a Ingrid Reischl, Vorsitzende der Trägerkonferenz und Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse. Und weiter: „Es kann doch nicht sein, dass die strukturierte und qualitätsgesicherte Brustkrebs-Früherkennung als Spielball benutzt wird, um diverse vollkommen überhöhte Honorarforderungen durchzubringen – und das, obwohl sich die Sozialversicherungsträger bis zuletzt finanziell immer wieder bewegt und mehr als vernünftige Angebote gelegt haben“.

Bisherige Angebote aufrecht – qualitätsgesicherte Früherkennung in Warteposition

Für die betroffenen Frauen bedeutet das zwar, dass die Vorsorge-Mammographien sowie notwendige kurative Mammographien in der bestehenden Form weitergeführt werden. Der vereinfachte Zugang und die weit bessere Untersuchungsqualität bleiben Ihnen aber ausschließlich durch das Verhalten der Ärztekammer verwehrt. Dr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstands im Hauptverband: „ Ich fordere alle betroffenen Wiener Frauen daher auf, sich beim neuen Patientenombudsmann Franz Bittner per Telefon oder mail über diese unglaubliche Vorgangsweise der Ärztekammer zu beschweren“, sieht Schelling die richtige Adresse für die Proteste gegen dieses unglaubliche Verhalten der Ärztekammer.
Aufgrund des komplexen technischen Managements im Hintergrund muss man davon ausgehen, dass die erste Tranche der Einladungen frühestens in drei Monaten versendet werden kann. Der erste mögliche Versandtermin wäre also aus derzeitiger Sicht im Jänner 2014. Die Verzögerung des Programmstarts bedeutet für die betroffenen Frauen, dass die Vorsorge-Mammographien sowie notwendige kurative Mammographien in der bestehenden Form weitergeführt werden. Das heißt konkret, dass Frauen wie bisher von ihren Gynäkologinnen und Gynäkologen zur Mammographie überwiesen werden können. Aber: Der vereinfachte, niederschwellige Zugang per Einladungsbrief und die verbesserte Untersuchungsqualität bleiben ihnen durch die Verzögerungstaktik der Wiener und Steirischen Ärztekammern verwehrt.
"Wir sind ja nicht im Kindergarten – hier geht es nicht darum, wer die Verhandlungen ‚gewinnt‘ oder ‚verliert‘. Es geht vielmehr darum, dass alle Verhandlungspartner ihre Kräfte zum Wohle der Frauen in Österreich bündeln und endlich eine Einigung erwirken“, ergänzt Manfred Brunner, stellvertretender Vorsitzender der Trägerkonferenz und Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse.

Das geplante Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet einen qualitätsgesicherten, systematischen Ablauf für Frauen in Österreich. Es ersetzt alle bisherigen Mammographie-Angebote zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren erhalten alle 24 Monate eine persönliche Einladung zugesandt, die als direkte Berechtigung für eine Mammographie gilt; eine Überweisung zur Untersuchung ist nicht mehr notwendig. Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren sowie von 70 bis 74 Jahren können einen Einladungsbrief über die kostenlose Telefon-Serviceline anfordern.

Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening gilt derzeit als die verlässlichste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Umfassende Qualitätskriterien für die Untersuchung – wie eine standardisierte Doppelbefundung nach dem 4-Augen-Prinzip sowie neueste technische Geräte – und verbindliche Zertifizierungen für die am Früherkennungsprogramm teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen sichern die hohe Qualität des Programms. Die Möglichkeit zur „kurativen oder diagnostischen Mammographie“, die der Abklärung von Beschwerden oder eines Verdachts auf Erkrankung dient, wird nicht verändert.
Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer.


Zuletzt aktualisiert am 11. März 2015