Bei automatisch einstellenden PAP-Systemen (Auto-PAP) handelt es sich um Geräte, die intraindividuell unterschiedliche Druckniveaus aufgrund vorgegebener Algorithmen erzeugen. Mehrere Auto-PAP Geräte sind am Markt, die mit unterschiedlichen Algorithmen Atemflussstörungen detektieren. Auto-PAP Geräte können zur automatischen Drucktitration oder zur Auto-PAP Therapie eingesetzt werden. Dabei wird der jeweils aktuell notwendige Druck durch einen Algorithmus errechnet, der die Veränderungen des Atemflusses erfasst, und das Auto-PAP-Gerät automatisch einstellt.
Die kontinuierliche nasale Atemwegs-Überdruckbeatmung (CPAP) ist die Therapie der Wahl beim obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom (OSAS). Der minimal effektive therapeutische Druck wird standardmäßig durch manuelle (oder automatische) Titration während einer Polysomnographie stationär ermittelt, wobei ambulante Ersteinstellungen mittels Polygraphie1 in der Literatur beschrieben werden.
Wenn sich die Effektivität einer ambulanten Druckeinstellung mittels Auto-PAP ausreichend belegen ließe, wäre für bestimmte Patientengruppen eine derartige Titration vorstellbar. Ob Auto-PAP ambulant zur Ermittlung des Druckes zum Einsatz kommen soll, ist Gegenstand von wissenschaftlicher Diskussion und soll hier dargelegt werden. Die Auto-PAP Therapie selbst ist nicht Thema dieses Berichtes.
Bestimmte Auto-PAP Geräte können zur Titration im Rahmen einer überwachten Polysomnographie für eine konventionelle CPAP Therapie Anwendung finden,2 die Anwendung von nicht überwachtem Auto-PAP bei Ersteinstellung wird derzeit aber nicht empfohlen.3
PatientInnen mit kongestiver Herzinsuffizienz, mit Lungenerkrankungen wie einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung, Hypoxämie untertags, respiratorischem Versagen jeglicher Ursache, nächtlicher Hypoxämie aufgrund anderer Ursachen als eine obstruktive Schlaf Apnoe, wie Adipositas- Hypoventilationssydrom, sind keine Kandidaten für eine Auto-PAP Titration.4 PatientInnen, die nicht schnarchen, sollten nicht mit einem Auto-PAP Gerät mit einem Algorithmus auf Basis von Schnarchgeräuschen oder Vibrationen titriert werden.
Es gibt Studien die eine Effektivität der ambulanten Drucktitration mit Auto-PAP nachweisen. Eine 2007 publizierte Studie zeigt, dass bei PatientInnen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für ein obstruktives Schlaf Apnoe Syndrom die Ergebnisse der Polysomnographie einer ambulant durchgeführten Strategie in der Diagnostik und Bestimmung des effektiven CPAP vergleichbar sind. Allerdings erfüllten überraschend wenige PatientInnen, die evaluiert wurden, die Einschlusskriterien. Es bleibt daher weiterhin unklar, welchen quantitativen Effekt eine ambulante Strategie in der Praxis hätte.
Zur Therapiecompliance einer nachfolgenden CPAP Therapie bei ambulanter Ersteinstellung liegen widersprüchliche Studienergebnisse vor.12,13,14,15
Die Anwendung von nicht überwachtem Auto-PAP zur Drucktitration wird von der American Academy of Sleep Medicine16 nicht empfohlen. Gründe dafür sind: Die Ergebnisse der Titrationsstudien mit einem bestimmten Auto-PAP Gerät sind nicht auf andere Geräte übertragbar (externe Validität), da eine Vielzahl von Geräten mit unterschiedlichen Algorithmen existiert. Es fehlen verlässliche Daten zum Vergleich der Effektivität verschiedener Auto-PAP Technologien. Weiters wurden in den Studien zumeist nur selektierte PatientInnen ohne Begleiterkrankungen untersucht, es sind daher mehr Studien mit unselektierten PatientInnen erforderlich, um die Effektivität der ambulanten Drucktitration mit Auto-PAP besser dokumentieren zu können.
In Diskussion sind weiterhin die Effektivität der Algorithmen der Auto-PAP Geräte, speziell bei zentralen Apnoen und die Notwendigkeit einer Oximetrie während einer ambulanten Auto-PAP Titration.
Die American Academy of Sleep Medicine und die American Thoracic Society empfiehlt die überwachte Polysomnographie im Schlaflabor als Diagnostik der ersten Wahl, gefolgt von einer Druckeinstellung des CPAP ebenfalls im Rahmen einer überwachten Polysomnographie.
Mehr Studiendaten zur ambulanten, nicht überwachten Auto-PAP Titration sind zur Beurteilung von Effektivität, Sicherheit und Kosteneffizienz erforderlich. Bis zum Vorliegen hinreichender Evidenz kann eine ambulante Ersteinstellung mit Auto-PAP als nicht ausreichend und zweckmäßig angesehen werden.