Das Mammakarzinom ist in der westlichen Welt die häufigste zum Tode führende bösartige Erkrankung der Frau. Der wichtigste Risikofaktor neben dem weiblichen Geschlecht für eine Brustkrebsentstehung ist das Alter. Systematische Krebsfrüherkennungsuntersuchung im Sinne von Brustkrebsscreeningprogrammen existieren in Europa bereits seit mehreren Jahrzehnten. In Ländern wie Deutschland und Österreich wurde primär ein opportunistisches Screening angeboten. Derzeit bestehen in sechs der neun Bundesländer Österreichs regionale Pilotprojekte oder artikulierte Bestrebungen ein organisiertes Screening zu installieren. Unterschiede gibt es in der regionalen Ausdehnung und dem damit in Zusammenhang stehenden Ausmaß des Screenings. Betreffend den organisatorischen Ablauf, die klinischen Standards und das Alter der Zielgruppen sind sie ähnlich strukturiert.
Zur Frage einer Basismammographieuntersuchung um das 35. Lebensjahr wurde eine Literatursuche nach Sekundärliteratur wie Leitlinien, Systematischen Reviews und Meta Analysen durchgeführt.
Weitgehend unumstritten ist die Empfehlung für ein Mammographiescreening zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr. Für ein Mammographiescreening ab dem 40. Lebensjahr gibt es unterschiedliche Positionen: American Cancer Society1, American College of Obstetricians and Gynecologists2, American College of Physicians3, U.S. Preventive Services Task Force4 und National Comprehensive Cancer Network5 empfehlen Mammographiescreening ab dem 40. Lebensjahr, alle 1 bis 2 Jahre. Für die Arbeitsgruppe „Konzertierte Aktion Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“ ist die Wirksamkeit der Früherkennungsmammographie für Frauen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, und neuerdings auch zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr bewiesen. Die Canadian Task Force on Preventive Health Care spricht keine Empfehlung aus, weder für noch gegen ein Mammographiescreening für Frauen zwischen dem 40. bis 50. Lebensjahr mit einem durchschnittlichen Risiko für Brustkrebs.
Die Mehrzahl der Meta Analysen sieht einen Benefit im potentiellen Rückgang der Brustkrebsmortalität6,7,8 für Screening zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr. Die European Society of Breast Cancer Specialists (EUSOMA) empfiehlt das Mammographiescreening für Frauen ab dem 50. Lebensjahr, spricht sich jedoch aufgrund nicht gesicherter Effektivität für Frauen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr gegen ein Screening aus.
Die Empfehlungen bezüglich Mammographiescreening ab dem 40. Lebensjahr betreffen Frauen mit einem durchschnittlichen Risiko für Brustkrebs. Für Frauen, mit einem hohen Risiko in früheren Jahren Brustkrebs zu entwickeln, kann jährliches Screening zu einem früheren Zeitpunkt angemessen sein. Das sind Frauen mit Brustkrebs, nach thorakaler Bestrahlung wegen Morbus Hodgkin, BRCA positive Frauen, Frauen mit einer positiven Familienanamnese bezüglich eines Brustkrebs in jungen Jahren einer Verwandten ersten Grades und Frauen mit histologischer Diagnose eines in situ lobulären Mammacarcinoms oder atypischer duktaler Hyperplasie.9
Als potentielles Risiko assoziiert mit Mammographiescreening zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr werden höhere Raten falsch positiver Befunde angegeben, wobei die falsch positiven Raten innerhalb der Studien stark variieren.10
In der Literatur findet sich keine Empfehlung bezüglich einer Basismammographie um das 35. Lebensjahr im Rahmen eines Screenings für Frauen mit einem durchschnittlichen Risiko für Brustkrebs.