DRUCKEN

Der Austausch von Sozialversicherungs-Informationen in der EU geht jetzt online

Elektronischer Datenaustausch von Sozialversicherungsinformationen in der EU: Österreichisches IT-Programm ist ein voller Erfolg 

041_20190724.jpg

Die mühevolle Administration über Papier und Brief gehört damit der Vergangenheit an: Seit 1. Jänner ist das IT-Programm EGDA (elektronischer grenzüberschreitender Datenaustausch) des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger online. 

Österreich ist EU-Vorreiter, wenn es um den elektronischen Datenaustausch zwischen den europäischen Sozialversicherungen geht. Der grenzüberschreitende Informationsaustausch mit Slowenien ist umgesetzt. Andere Länder werden folgen. Meldungen und Kontrollen werden damit automatisiert. Heimische Betriebe sparen sich langwierige Verfahren und unsere Behörden können Arbeitnehmer, die aus dem Ausland entsendet wurden, einfacher kontrollieren. Damit wird die derzeit intensiv geforderte Erkennung von Missbrauch erleichtert. Durch den elektronischen Datenaustausch wird es auch zu einer effizienteren Verrechnung der Arztbesuche mit dem Ausland und zu einer schnelleren Abwicklung und Auszahlung von Pensionen kommen.

 

Die Mobilität der Bürger in der EU führt zunehmend zu organisatorischen und technischen Herausforderungen bei der Gewährleistung der sozialen Sicherheit von Personen, die ihr Recht auf Freizügigkeit in der EU wahrnehmen. Um den notwendigen Informationsaustausch zu beschleunigen, wurde auf EU-Ebene mit der europäischen Plattform EESSI (Electronic Exchange of Social Security Data) der elektronische Austausch von Sozialversicherungsdaten normiert. In Österreich betreibt dazu der Hauptverband das IT-Programm EGDA mit allen zuständigen Institutionen wie Ministerien, Sozialversicherungen und Arbeitsmarktservice. Abgeleitet aus den EU-Verordnungen und den Aufgaben des Hauptverbandes als Zugangsstelle wird ein umfassender digitaler Datenaustausch in Österreich zwischen Zugangsstelle, Trägern und zuständigen Institutionen festgelegt. 

 

Die Festlegung betrifft alle Sektoren der sozialen Sicherheit, insbesondere

  • Leistungen bei Krankheit sowie Leistungen bei Mutterschaft und gleichgestellte Leistungen bei Vaterschaft
  • Altersrenten, Vorruhestandsleistungen und Leistungen bei Invalidität
  • Leistungen an Hinterbliebene und Sterbegeld
  • Leistungen bei Arbeitslosigkeit; Familienleistungen
  • Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

 

Im Rahmen der nationalen Umsetzungsstrategie EGDA wurden bereits an die hundert papierbasierten Geschäftsprozesse mit dem Ausland in die europaweite digitale Plattform EESSI übergeführt. Betroffen sind alle Sektoren der sozialen Sicherheit mit insgesamt rund 400 elektronischen Formularen zur Klärung von grenzübergreifenden Sachverhalten.

 

Der elektronische Datenaustausch über die Plattform EESSI sorgt für

  • eine schnellere Bearbeitung von Anträgen durch Sachbearbeiter
  • eine effektivere Berechnung und Auszahlung von Leistungen
  • einen standardisierten Informationsfluss zwischen den EU-Ländern
  • eine optimierte Prüfung und Erhebung von Daten der Sozialversicherung

 

Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen ist die Umsetzung des elektronischen grenzüberschreitenden Datenaustausches zur Klärung von grenzübergreifenden Sachverhalten in allen Bereichen der sozialen Sicherheit zwingend mit Juni 2019 umzusetzen. 

 

Über einen sequenziellen Ansatz zur Anbindung der österreichischen Träger an die europäische Plattform EESSI hat es Österreich geschafft, gemeinsam mit Slowenien den operativen Datenaustausch in wichtigen Bereichen wie beispielsweise der Anspruchsberechtigung in der Krankenversicherung umzusetzen. Im Vergleich zur Papiermanipulation können so die Verwaltungsabläufe optimiert werden.

 

Im Rahmen des EU Ratsvorsitzes wurde im Dezember 2018 erstmalig der operative Austausch an Hand eines Fallbeispiels in der Verwaltungskommission präsentiert, am 10. Jänner startete der operative Betrieb. Die Salzburger Gebietskrankenkasse führte die erste Entsendung über das System durch. Seit 31. Jänner ist das System im Vollbetrieb.

 

Zitate

Dr. Brigitte Zarfl

Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

„Die österreichische Applikation wurde so entwickelt, dass auch die IT Systeme der österreichischen Träger direkt angeschlossen werden können. Damit gewährleisten wir eine durchgehende Digitalisierung und nicht nur rein auf der europäischen Zentralebene. Österreich hat einen enormen Startvorteil, waren wir doch die ersten, die im Echtbetrieb Daten über EESSI mit anderen EU-Staaten ausgetauscht haben. Ich spreche dem gesamten EGDA-Team meinen besonderen Dank aus. Ohne den äußerst kompetenten Einsatz des EGDA-Teams wäre Österreich jetzt nicht in der privilegierten Situation, den europäischen Datenaustausch aktiv weiter entwickelt zu haben. “

 

Dr. Alexander Biach Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger

„Das elektronische Datenaustauschsystem EGDA/EESSI ist ein wichtiger Schritt für mehr soziale Sicherheit in Europa. Umso erfreulicher ist es, dass Österreich hier als erstes Land eine Freigabe der EU-Kommission erhielt. Durch EGDA/EESSI soll sichergestellt werden, dass Anspruchsberechtigte die Leistungen der sozialen Sicherheit wie Krankheit, Unfall, Pension, Familie, Pflege und Arbeitslosigkeit entsprechend den EU-Regeln in Anspruch nehmen können und die aufwendigen Prozesse zwischen den Mitgliedstaaten vereinfacht werden. Österreich ist mit seinem System damit europaweit Vorreiter. Durch EESSI können die Behörden Zeit und Kosten sparen. Wenn man die Papierformulare die wir nun pro Jahr einsparen können aufeinanderlegt, wäre der Stapel fünf Mal so hoch wie der Stephansdom. Unsere Unternehmen profitieren durch die sauberen digitalen Entsendungen, zusätzlich wird durch EESSI der faire internationale Wettbewerb gestärkt.

Wieder zeigt sich, dass wir im Hauptverband Digitalisierung realisieren und umsetzen anstatt lediglich davon zu sprechen.“

 

Dr. Marjan Sušelj

Generaldirektor der sozialen Gesundheitsversicherung in Slowenien

„Österreich und Slowenien begannen dieses Jahr im Januar als die ersten Länder Europas mit dem gegenseitigen elektronischen Austausch von Informationen aus dem Bereich des Sozialschutzes im Rahmen des EESSI-Systems. Damit bauen wir als die ersten in der EU eine engere und effizientere Zusammenarbeit unter unseren Organisationen für soziale Sicherheit auf mit dem Ziel, dass wir für unsere Bürger eine schnellere und einfachere Geltendmachung von Sozialleistungen gewährleisten. Durch die Einführung eines vollkommen elektronischen und papierlosen Betriebs gewährleisten wir auch eine schnellere und einfachere Ausführung aufwendiger Verwaltungsverfahren sowie die wirksamere Aufdeckung von Missbrauch. Im Zeitraum vom 31. Januar bis Mitte Juli dieses Jahres übermittelte Zavod za zdravstveno zavarovanje Slovenije im Rahmen des neuen Systems bereits 6.853 Angelegenheiten an Österreich und auf Jahresbasis schätzen wir, dass wir rund 30.000 Angelegenheiten an Österreich übermitteln werden. Dies stellt einen großen Erfolg für beide Länder dar. Deshalb möchte ich mich ganz besonders bei den Vertretern des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger und den anderen Vertretern der Republik Österreich für ihre ausgezeichnete Zusammenarbeit, das Wissen und die Erfahrungen, mit denen sie zur erfolgreichen Einführung des neuen, wesentlich effizienteren Systems beigetragen haben, bedanken.“

 

DI Volker Schörghofer

Stv. Generaldirektor im Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger 

 „Der Go-Live von EGDA/EESSI war für den Hauptverband ein wesentliches Ziel im Rahmen der österreichischen EU-Präsidentschaft. Damit ist ein weiteres Digitalisierungsprojekt umgesetzt und darauf aufbauend können Effizienzpotentiale in der Verwaltung und Services für die Versicherten gehoben werden.“


Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall-und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,7 Millionen Menschen (Versicherte und mitversicherte Angehörige) anspruchsberechtigt.

Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020