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Alltagskompetenz im Fokus: Sozialversicherung stärkt Ergotherapie-Angebote

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6. Dezember 2018


Hauptverband und Bundesverband der Ergotherapeuten streben Direktverrechnung mit den Kassen an. Auch in den neuen Primärversorgungseinheiten arbeiten künftig Ergotherapeuten mit anderen Gesundheits- und Sozialberufen zusammen.


Vom morgendlichen Frühstücken bis zum abendlichen Zähneputzen: Der Alltag bietet einen großen Spielraum für unterschiedliche Tätigkeiten, die auf den ersten Blick selbstverständlich erscheinen. Kommt es dann beispielsweise zu einer Handverletzung, kann jegliche Handlung plötzlich ein Hindernis darstellen. „Der Sozialversicherung ist es ein großes Anliegen, dass Betroffene von Anfang an Ergotherapie als Sachleistung in Anspruch nehmen können“, betonte Alexander Biach, Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundesverband der Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten Österreichs. Ergotherapie hilft Menschen, die aufgrund einer Krankheit, Verletzung oder Behinderung in ihrem täglichen Leben Schwierigkeiten haben. Das breit gefächerte Leistungsangebot ist nicht ohne Grund in der Krankenbehandlung der ärztlichen Hilfe gleichgestellt. Ziel der Ergotherapie ist die größtmögliche Selbstständigkeit. Hauptverband und Bundesverband verfolgen das gemeinsame Ziel, sich mit Jänner 2020 auf einen bundeseinheitlichen Vertrag mit freiberuflichen Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten zu verständigen.


„Mit erstem September konnte jetzt dank Leistungsharmonisierung auch für jene Bundesländer (Vorarlberg und Steiermark), die noch keinen Gesamtvertrag mit den Ergotherapeuten haben, ein bundesweit einheitlicher Kostenzuschuss sowie ein einheitliches Bewilligungsvorgehen erreicht werden“, freute sich Biach über diesen ersten Schritt.
Der Bewilligungsprozess wurde für alle Krankenversicherungsträger wie folgt vereinheitlicht:
o Für ergotherapeutische Behandlungen ist die chef(kontroll)ärztliche Bewilligungspflicht ab der 2. Sitzung einzuholen.

Die Höhe der Kostenzuschüsse für ergotherapeutische Leistungen, die nach dem 31. August 2018 verordnet werden, beträgt einheitlich
o für eine ergotherapeutische Behandlungseinheit zu 30 Minuten 15 EUR,
o für eine ergotherapeutische Behandlungseinheit zu 60 Minuten 30 EUR,
o für einen ärztlich verordneten Hausbesuch (pauschaler Zuschlag) 10,40 EUR


„Der Bundesverband der Ergotherapeuten Österreichs begrüßt die vom Hauptverband forcierte Stärkung der ergotherapeutischen Versorgung. Wir sehen diese Vereinheitlichungen als ersten Schritt zum Ziel, dass eine bundesweite Sachleistungsversorgung der Patientinnen und Patienten mit Ergotherapie erfolgt“, betonte Marion Hackl, Präsidentin der Ergotherapie Austria.


„Der soeben abgeschlossene Vertrag mit der Ergotherapie Austria ist ein Meilenstein für Versicherte der Kärntner Gebietskrankenkasse, die ab 1. Jänner 2019 im Rahmen der Sachleistungsversorgung ergotherapeutische Leistungen in Anspruch nehmen können. Bei VertragsergotherapeutInnen werden daher künftig die Kosten der Versicherten durch die Kärntner Gebietskrankenkasse übernommen“, so Elke Jenkner, Abteilungsleiterin für Vertragspartnerangelegenheiten und künftige Bereichsdirektorin der Kärntner Gebietskrankenkasse.
Derzeit sind rund 3500 Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten in Österreich tätig. Rund ein Drittel ist in öffentlichen Einrichtungen (wie z.B. Krankenanstalten, Reha-Zentren, Unfallkrankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Pflegeheime) angestellt, ein Drittel arbeitet freiberuflich in der eigenen Praxis - und ein Drittel macht beides. Im Jahr 2017 hat die Sozialversicherung für Leistungen durch Vertragsergotherapeuten 8,6 Millionen Euro und für Leistungen durch Wahlergotherapeuten 8,2 Millionen Euro aufgewendet. In den neuen Primärversorgungseinheiten, von denen es bis Ende 2021 österreichweit 75 geben soll, sind Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten mit ihrem zusätzlichen Wissen im Team rund um den Patienten bereits vorgesehen.
Was es persönlich für jemanden bedeutet, von einem Tag auf den anderen nicht mehr Essen schneiden, Schuhbänder binden oder einen Reißverschluss zumachen zu können, davon erzählte Ex-Fußballprofi Andreas Schicker. Vor knapp vier Jahren verlor der heutige Chef-Scout beim SK Sturm Graz bei einem Böllerunfall die linke Hand. „Während meiner Rehabilitation in Tobelbad habe ich täglich von 7.30 Uhr früh bis 16 Uhr daran gearbeitet. In der Ergotherapie ging es vor allem um Feinmotorik und eine Strategie, die es mir ermöglichte, meinen Alltag zu bewältigen. Als leidenschaftlicher Handwerker kann ich heute wieder einen Nagel ins Holz schlagen. Und auch Autofahren mit Automatik ist wieder möglich - und erlaubt.“


Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall-und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,7 Millionen Menschen (Versicherte und mitversicherte Angehörige) anspruchsberechtigt.


Ergotherapie Austria ist die berufspolitische Interessensvertretung der Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten in Österreich. Der Bundesverband ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, die ergotherapeutische Versorgung der österreichischen Bevölkerung sowie berufs-und bildungspolitische Maßnahmen für seine Mitglieder sicherzustellen. Seit der Gründung im Jahr 1969 hat sich Ergotherapie Austria als Partner im Gesundheitswesen etabliert.


Zuletzt aktualisiert am 06. Dezember 2018