Österreich ist ein Land, in dem es dazu gehört ab und zu ein Glas Bier oder Wein zu trinken. Doch der Weg vom Genuss über die Gewohnheit hin zum Problem der Sucht ist kürzer als viele glauben. Wo liegt die Grenze? Und wieso überschreiten viele Menschen diese Grenze, werden abhängig, leiden als Folge des Trinkens an körperlichen und psychischen Problemen? Diese und viele andere Fragen beantwortet der neue Ratgeber „Alkohol – zwischen Genuss und Gefahr“, den der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger in seiner Buchreihe „Gesund werden. Gesund bleiben.“ heute anlässlich einer Pressekonferenz präsentierte. Die Autoren Univ.-Prof. Dr. Sergei Mechtcheriakov, Dr. Alfred Uhl und Mag.a Lisa Brunner zeigen in diesem praxisbezogenen Buch Wege auf, die aus der Alkoholkrankheit herausführen und bieten Methoden an, die verhindern, dass es überhaupt so weit kommt.
„Alkohol ist ein heikles Thema, nicht zuletzt deshalb, weil es so widersprüchlich besetzt ist. Einerseits gehören alkoholische Getränke wie Wein oder Bier zweifellos zum österreichischen Alltag und stellen auch einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Andererseits haben in unserem Land 14% der Bevölkerung einen problematischen Umgang mit Alkohol, rund 5% sind sogar alkoholabhängig“, so Mag. Alexander Hagenauer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband.
Die Mehrheit der Österreicher hat jedoch keine Probleme mit dem Alkohol. „Entweder sie konsumieren alkoholische Getränke in Mengen, die keine Gefahr für die Gesundheit darstellen oder sie verzichten komplett darauf. Doch ungefähr jeder fünfter Österreicher befindet in der Gefahrenzone des schädlichen Alkoholgebrauchs und jeder zwanzigste ist sogar alkoholkrank“, so Univ.-Prof. Dr. Sergei Mechtcheriakov, Leitender Oberarzt in der Universitätsklinik Innsbruck.
Im Buch wird das relevante Wissen über Alkohol und die Alkoholkrankheit zusammengefasst. Für Menschen mit Alkoholkrankheit werden effektive Wege beschrieben, wieder die Oberhand zu gewinnen. Und für Menschen, die sich in der Gefahr befinden, alkoholkrank zu werden, zeigt der Ratgeber Möglichkeiten auf, die ersten Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit zu erkennen und ihnen frühzeitig entgegen zu wirken. Auch für jene, die selbst keine Probleme mit Alkohol haben, wird Wissenswertes über die vielseitigen Auswirkungen von Alkohol beschrieben.
„Betrachtet man die Entwicklung des Alkoholkonsums über die letzten Jahrzehnte, so kann man feststellen, dass mit steigenden Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg der durchschnittliche Alkoholkonsum bis 1970 kontinuierlich gestiegen ist und seit 1970 um rund ein Viertel zurückgegangen ist“, so Dr. Alfred Uhl, Gesundheitspsychologe und Abteilungsleiter-Stellvertreter des Kompetenzzentrums Sucht der Gesundheit Österreich GmbH. „Da der Alkoholkonsum in den Hochkonsumländern Frankreich und Italien, der 1970 fast doppelt so hoch war wie in Österreich, noch viel stärker zurückgegangen ist, nimmt Österreich trotz des deutlichen Rückgangs seit 1970 bezüglich des Alkoholkonsums in der EU heute einen der Spitzenplätze ein“, so Uhl weiter.
„Alkoholabhängigkeit ist die häufigste Diagnose bei Suchterkrankungen in Österreich und dennoch ist es nach wie vor ein Tabuthema. Aufgrund der großen gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Bedeutung stellt sich die Frage, wie riskantem und problematischem Konsum bereits vor Entstehen einer Suchtkrankheit begegnet werden kann. Der Suchtprävention kommt hier eine zentrale Rolle zu“, unterstreicht Mag.a Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention Wien. „Gesundheit wird als aktiv herzustellender Zustand und somit als Prozess verstanden, auf den sich diverse Einflussfaktoren positiv oder negativ auswirken können. Demgemäß sind die Entstehung und der Verlauf von Sucht als ein dynamischer Prozess zu sehen, der nicht linear verläuft und in dem viele unterschiedliche Entwicklungen möglich sind. Die Maßnahmen in der Alkoholsuchtprävention müssen sich dabei immer an die Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensphasen und Rollen richten.“
„Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, der Umgang mit Stress und negativen Emotionen, Standfestigkeit, Kritik- und Problemlösefähigkeiten, Kommunikationsfertigkeiten und Aneignung von Wissen zum Thema fördern und stärken die persönlichen und sozialen Lebenskompetenzen und unterstützen Menschen darin verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen zu können“, so Brunner abschließend.
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige).