DRUCKEN

Sozialversicherung bekennt sich bei der Ärzteausbildung in Lehrpraxen zur Mitfinanzierung


22. Dezember 2015


Hauptverband: „Erfolgsmodell Hausarzt und Zukunftsmodell Primärversorgung brauchen die besten Nachwuchsärzte“


Die neuen Regelungen zur Ärzteausbildung verpflichten Jungärzte/innen, die sich für eine Ausbildung zum/zur Allgemeinmediziner/in entscheiden, am Ende ihrer Ausbildung sechs Monate in einer Lehrpraxis mitzuarbeiten – also bei einem erfahrenen Vertragsarzt oder einer Vertragsärztin im niedergelassenen Bereich. Unklar war, wie diese verpflichtende Lehrpraxis-Ausbildung finanziert werden soll, da bisher die Ausbildung fast ausschließlich in Spitälern stattgefunden hat.

 

Die Sozialversicherung bekennt sich nun grundsätzlich zu einer Mitfinanzierung der Lehrpraxis, so der Vorsitzende des Krankenversicherungsausschusses im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und Obmann der OÖGKK, Albert Maringer. 

 

Ziel der heuer in Kraft getretenen Ärzteausbildungsreform ist es, Jungärzte/innen besser für die wichtige Versorgung im niedergelassenen Bereich vorzubereiten. Denn bisher fand die „Hausärzte-Ausbildung“ fast ausschließlich im Spital statt, was angesichts der sehr unterschiedlichen medizinischen Fragestellungen und Arbeitsbedingungen zwischen Spital und Hausarztpraxis zu Recht kritisiert wurde.

 

„Die Sozialversicherung sieht in der Lehrpraxis große Chancen für die Versorgung der Versicherten. Erstens, weil die Jungmediziner/innen die Arbeit im niedergelassenen Bereich als attraktive Berufs-Chance und als sehr menschliche und persönliche Form der Medizin erleben können. Und zweitens, weil Ärzte/innen so auch besser auf die Herausforderungen in der niedergelassenen Praxis vorbereitet werden. Ich denke etwa an das Patientengespräch oder das große Zukunftsthema Gesundheitsförderung. Zur Anstellung der Jungärzte stehen zwei konkrete Modelle offen: Die Jungärzte können entweder bei einem Krankenhausträger angestellt bleiben und an den Lehrpraxis-Inhaber ‚überlassen‘ werden. Oder die Ordination des Lehrpraxis-Inhabers stellt den Jungarzt direkt an“, erklärt Maringer.

 

Die neue Präsidentin im Hauptverband, Ulrike Rabmer-Koller, sieht in dem Beschluss zur Mitfinanzierung der Lehrpraxen einen wichtigen Baustein in der Weiterentwicklung des von allen Seiten geforderten niedergelassenen Bereichs. Rabmer-Koller: „Damit wird eine weitere Maßnahme zur Attraktivierung des Hausarztes insbesondere im ländlichen Bereich gesetzt. Die jungen Ärztinnen und Ärzte lernen direkt in der Ordination die tägliche Praxis eines Hausarztes kennen“.

 

Nach dem grundsätzlichen „grünen Licht“ von Seiten der Länder drängt die Sozialversicherung nun auf eine rasche Klärung der noch offenen Fragen mit dem Bund und der Ärzteschaft. Vor allem seitens des Bundes wünscht sich die Sozialversicherung noch ein klares Bekenntnis, dass für die gesetzliche Verlängerung der Ärzteausbildung auch eine anteilige Erhöhung der Finanzierungsmittel für die Lehrpraxis bereitgestellt wird. Ziel ist, dass spätestens am 30. Juni 2016 die entsprechende Vereinbarung mit der Ärztekammer abgeschlossen werden kann.

 

„Die ersten Jungärzte werden ab 29. Februar 2016 ihre Entscheidung für die Allgemeinmedizin oder die Fachärztelaufbahn treffen müssen. Für die geplante Stärkung der Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich brauchen wir für unsere Versicherten die besten Nachwuchsmediziner. Wir wollen unseren zukünftigen Vertrags-Ärzten daher für ihre persönliche Entscheidung so viel Unterstützung und Sicherheit wie möglich geben“, so Maringer abschließend. 

  

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige).

 

Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020