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Fehlzeitenreport 2015 veröffentlicht: Niedrigste Unfallrate seit 1974


Krankenstandsquote bei 3,4%, häufigste Ursache Muskel-Skeletterkrankungen und Atemwegserkrankungen


13. November 2015


Im Vergleich zum Vorjahr kam es 2014 in Österreich zu einem Rückgang der gesundheitsbedingten Fehlzeiten. Die unselbständig Beschäftigten waren im Jahresverlauf durchschnittlich 12,3 Tage im Krankenstand, um fast 5% weniger als 2013 (13,0 Tage). Dieser Wert entspricht einer Krankenstandsquote, d. h. einem Verlust an Jahresarbeitstagen, von 3,4% (2013 3,5%). Die Differenz zwischen 2013 und 2014 geht zu einem guten Teil auf eine geringere Zahl an Atemwegerkrankungen zurück und kann somit maßgeblich durch das Ausbleiben einer starken Grippewelle im vergangenen Kalenderjahr erklärt werden

 

Die krankheitsbedingten Fehlzeiten erreichten 1980, als pro Kopf 17,4 Krankenstandstage anfielen und die Krankenstandsquote bei 4,8% lag, ihren Höchstwert. In den Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftigten durchschnittlich 15,2 Tage bzw. 14,4 Tage krankgeschrieben. In den vergangenen zehn Jahren schwankte die Zahl der Krankenstandstage pro Kopf zwischen 12 und 13,2. Der längerfristige Rückgang lässt sich nicht durch einen einzelnen Faktor erklären. Eindeutig vorteilhaft wirkten sich die Reduktion der Arbeitsunfälle und die Verschiebung der Wirtschaftsstruktur in Richtung Dienstleistungen auf die Entwicklung der Fehlzeiten aus. Auch andere langfristige Trends, wie die Erhöhung der Teilzeitbeschäftigung und die Zunahme von atypischen Beschäftigungsverhältnissen dürften die Krankenstandsquote gedämpft haben. Der Alterungsprozess unserer Gesellschaft und die graduelle Verschiebung in der demographischen Zusammensetzung der Beschäftigten wirken sich dagegen ungünstig auf die Krankenstandsquote aus.

 

Auch das Bild der wichtigsten Krankenstandsursachen wandelt sich im Zeitverlauf. Der Krankenstand wird heute vor allem von den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und jenen des Atemsystems geprägt. Zusammen verursachen diese Erkrankungen knapp 50% der Krankenstandsfälle und gut 40% aller Krankenstandstage. Der Anteil der Verletzungen an den Krankenstandsdiagnosen nahm dagegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ab. Er betrug 2014 unter 17%, 2004 waren es noch 21% und 1994 fast 23%. Ein klarer Aufwärtstrend ergibt sich weiterhin für die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen, die, von einem geringen Niveau ausgehend, sowohl absolut als auch relativ zu den restlichen Krankheitsgruppen deutlich zunehmen. Dieser starke Aufwärtstrend dürfte aber zumindest teilweise auf eine Veränderung des Bewusstseins für und der diagnostischen Erfassung von psychisch bedingten Gesundheitsproblemen zurückgehen.

 

Das sind die Hauptaussagen des Fehlzeitenreports 2015 der krankheitsbedingte Fehlzeiten, deren Ursachen und Arbeitsunfälle im Jahr 2014 untersucht. Der im Auftrag des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Bundesarbeitskammer und der Wirtschaftskammer Österreich beim Wirtschaftsforschungsinstitut in Auftrag gegebene Bericht ist ab sofort unter www.hauptverband.at/fokoop abrufbar.

 

„Besonders erfreulich ist die Fortsetzung des Trends, dass Arbeitsunfälle weiter sinken – 2014 erreichte die Unfallquote (inkl. Wegunfälle) mit 3,3% den tiefsten Stand seit Beginn der Beobachtung 1974. Die Unfallquote im engeren Sinn (ohne Wegunfälle) ging von 6,8% im Jahr 1974 auf 3,0% im Jahr 2014 zurück, was einem Rückgang zwischen 1974 und 2014 von 55% entspricht. Diese Entwicklung zeigt die positiven Wirkungen von Präventionsmaßnahmen und Maßnahmen der Gesundheitsförderung. Um die Krankenstandsdauer weiter positiv zu beeinflussen und Menschen nach langen Krankenständen eine schrittweise Rückkehr auf ihren Arbeitsplatz zu ermöglichen, bemühen sich die Sozialpartner – in Anlehnung an international erfolgreiche Modelle - auch in Österreich ein Wiedereingliederungsmanagement umzusetzen“, so Martin Gleitsmann, Leiter der WKÖ-Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit.

 

Der Aufwärtstrend bei den Fehlzeiten im Bereich der psychischen Erkrankungen hielt bedauerlicherweise auch im Jahr 2014 weiter an“, sagt Mag. Alice Kundtner, Arbeiterkammer Wien, im Zusammenhang mit den Ergebnissen des nunmehr vorliegenden Fehlzeitenreports 2015.„In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Erkrankungen beinahe verdreifacht und dieser Trend findet sich auch bei den Neuzugängen an Pensionen wegen geminderter Arbeitsfähigkeit wieder. Psychische Erkrankungen sind bereits zu 32,5% der Grund für die Pensionsgewährung“, so Mag. Kundtner.

 

„Umso notwendiger ist eine möglichst frühzeitige einsetzende präventive Intervention in diesem Bereich. Wichtigstes Ziel muss daher die Erhaltung der Gesundheit der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer sein. Daher ist in Zukunft der gesundheitspolitische Fokus auf die Evaluierung psychischer Erkrankungen und auf Betrieblichen Gesundheitsförderung zu legen. Darüber hinaus sind für sozial Schwächere und schwere Fälle die „Psychotherapie auf Krankenschein“ auszubauen und die Angebote psychischen Rehabilitation (ambulante und medizinisch-berufsorientierte Rehabilitation) auszuweiten.

 

Mag. Alexander Hagenauer, MPM , stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, weist darauf hin, dass die Entwicklung der Fehlzeiten unterschiedlichste und komplexe Ursachen unterliegen und es für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz entsprechend integrative Konzepte braucht. Der Fehlzeitenreport zeigt aber auch klar, dass der Arbeitswelt im Gesamtkonzept der Gesundheitspolitik eine wichtige Rolle zukommt. Der Ausbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagement ist daher ein zentrales Element zur Erreichung des strategischen Ziels der Sozialversicherung für ein längeres selbstbestimmtes Leben bei guter Gesundheit Sorge zu tragen. Im Rahmen der aktuellen Schwerpunksetzung der Sozialversicherung wird die Betriebliche Gesundheitsförderung durch gezielte Initiativen und österreichweite Betriebsangebot weiter ausgebaut. Das Österreichische Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung – getragen von den Krankenversicherungsträgern, der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, den Sozialpartnern und dem Hauptverband – steht interessierten Unternehmen zur Verfügung und bietet kompetente Unterstützung an. Über die Regional- und Servicestellen werden im Auftrag des Hauptverbandes ab 2016 als konkrete Maßnahmen schwerpunktmäßig Kurzinterventionsprogramme zur Förderung der psychischen Gesundheit österreichweit angeboten. Die Sozialversicherung reagiert damit, auf die steigenden Herausforderung und psychischen Anforderung im betrieblichen Kontext. Details zu den Angeboten sind unter www.netzwerk-bgf.at zu finden, so Mag. Hagenauer abschließend.

 

Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.


Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020