10. Februar 2015
Eine wichtige Säule
der Gesundheitsreform wird Realität
Aus der Sicht der Bevölkerung tritt die
Gesundheitsreform heuer in eine entscheidende Phase. Erstmals werden
Patientinnen und Patienten die Ergebnisse der Reformbemühungen in der Praxis
erleben können. Denn die ersten Modellprojekte der neuen wohnortnahen und
umfassenden medizinischen Primärversorgung werden österreichweit in Betrieb
gehen.
BM Sabine Oberhauser: „Umsetzung der Reform ist im Zeitplan“
„Wir sind damit exakt in dem zwischen den Reformpartnern Bund, Bundesländern und Sozialversicherung im Jahr 2013 vereinbarten Zeitplan, nämlich dass bis Ende kommenden Jahres zumindest ein Prozent der Bevölkerung medizinisch über diese neuen Einrichtungen versorgt wird,“ stellt die Bundesministerin für Gesundheit, Dr. Sabine Oberhauser, bei ihrem heute, Dienstag, stattfindenden Besuch im Rahmen der Trägerkonferenz des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger fest.
Die neue Primärversorgung ist eine wichtige und für das Erleben der Bevölkerung äußerst wichtige Säule der Gesundheitsreform. „Mit ihr gelingt es uns, nicht nur die Forderungen der Patientinnen und Patienten, etwa nach mehr Gesprächen mit dem Arzt oder nach längeren Öffnungszeiten zu erfüllen. Wir schaffen auch die Voraussetzung dafür, die oft kritisierte Krankenhauslastigkeit des österreichischen Gesundheitssystems abzubauen“, kündigte Oberhauser an. Diese führe nämlich dazu, dass die Ambulanzen überfüllt sind und dort sehr teuer Leistungen erbracht werden, für die eigentlich der niedergelassene Arzt zuständig wäre.
An weiteren Reformvorhaben bei denen die neue Primärversorgung eine wichtige Rolle einnehme, nannte Oberhauser die geplante Neustrukturierung der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe und die Reform der Ärzteausbildung. „Die Reform der Ärzteausbildung inklusive zertifizierter Lehrpraxen ist ein wichtiger Schritt, um junge Kolleginnen und Kollegen am Ort zu halten und ein Abwandern der gut ausgebildeten AbsolventInnen zu verhindern. Insgesamt wollen wir hier mehr Praxisorientierung erreichen, denn derzeit werden diejenigen Studierenden bevorzugt, die besonders schnell und effizient sind. Der gerade für ÄrztInnen wichtige Faktor der Empathie, werde heute viel zu wenig berücksichtigt,“ so die Ressortchefin abschließend.
Obfrau Ingrid Reischl: Start für zwei Modellprojekte in Wien im ersten Halbjahr 2015
Im Juni 2014 hat die Bundes-Zielsteuerungskommission die allgemeinen Prinzipien des Primärversorgungskonzeptes festgelegt. Stadt Wien, Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) - gemeinsam mit den bundesweiten Versicherungsträgern - und die Wiener Ärztekammer haben sich Ende 2014 auf die Grundsätze für zwei konkrete Pilotprojekte geeinigt. Die Projekte sollen ab dem Frühjahr starten - eines in direkter Nähe zum SMZ-Ost, ein zweites Modellprojekt im 6. Wiener Gemeindebezirk.
Mag.a. Ingrid Reischl, Vorsitzende der Trägerkonferenz des Hauptverbandes und Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse: „Die Gesundheitsreform wird damit schon bald für die Bevölkerung in Wien spürbar“
Beide Pilotprojekte bringen den PatientInnen deutlich längere Öffnungszeiten. Unter der Woche steht das Team der Primärversorgung den PatientInnen zwischen 7.00 Uhr und zumindest 19 Uhr mindestens zehn Stunden zur Verfügung. Pro Woche ist die Primärversorgung damit mindestens 50 Stunden geöffnet, was für PatientInnen kürzere Wartezeiten bedeutet. Auch die neue Aufgabenteilung zwischen Spital und Primärversorgung bringt Vorteile. Die Pilotprojekte kümmern sich besonders um die Versorgung von chronisch Kranken, multimorbiden und geriatrischen PatientInnen. Die Primärversorgung beim SMZ Ost versorgt beispielsweise Diabetes-PatientInnen, die für ihre regelmäßigen Untersuchungen bisher immer auf die Ambulanz des SMZ angewiesen waren.
„Im Rahmen der Primärversorgung werden die
PatientInnen noch stärker als bisher durch das Gesundheitssystem geleitet und
begleitet“, so Reischl weiter. PatientInnen können die Primärversorgung als
erste Anlaufstelle in allen Gesundheitsfragen nutzen oder kommen so von anderen
Versorgungsebenen - also etwa einem Spital - mit Befunden oder einem
Behandlungsergebnis zurück in die Primärversorgung. Das Team der Primärversorgung
kümmert sich auch um die Abstimmung zum Beispiel mit mobilen Diensten, das
entlastet PatientInnen und ihre Angehörigen.
„Die Pilotprojekte werden“, so Reischl weiter, „mit einem verpflichtenden Qualitätsmanagement punkten. Dazu gehören auch regelmäßige Aus-, Fort- und Weiterbildungen für die MitarbeiterInnen des Kernteams. Die Teilnahme an der begleitenden Evaluierung bringt Transparenz und ermöglicht es, für die flächendeckende Einführung der Primärversorgung wertvolle Schlüsse zu ziehen“.
McDonald: Innovation erfüllt Patientenwünsche und hebt Attraktivität des Arztberufes
Die Sozialversicherungsträger arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Realisierung von österreichweit insgesamt 11 Pilotprojekten, so Mag. Peter McDonald, Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes.
"Diese wird den Hausarzt ergänzen aber nicht ersetzen. Im städtischen Bereich sollen mehrere Ärzte, diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal sowie Ordinationshilfen unter einem Dach tätig sein. Dadurch können längere Öffnungszeiten gewährleistet werden, die Ärzte werden durch die Mitarbeit von diplomiertem Personal sowie administrativem Personal entlastet und können sich intensiver den Patienten widmen. Im ländlichen Bereich solle dies durch Netzwerke erreicht werden“.
Die neue Primärversorgung ermöglicht es uns, die wesentlichen Wünsche der Patientinnen und Patienten erfüllen. Sie werden aber auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich wieder mehr Jungmediziner für den Beruf eines praktischen Arztes entscheiden. McDonald: "Wir haben in Österreich die höchste Ärztedichte weltweit und die Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Gesundheitswesen ist in Österreich so hoch wie kaum wo anders. Das ist Auftrag für uns, das Gesundheitswesen weiter zu entwickeln und damit auch die Attraktivität des Arztberufes aufrecht zu erhalten."
McDonald: "Die innovative Grundidee der neuen Versorgung vor Ort ist die Vernetzung von Ärzten untereinander, aber auch mit anderen Gesundheitsberufen, etwa den Pflegeberufen oder therapeutischen Berufen. Diese sollen unter einen Dach oder in Form eines Netzwerkes verwirklicht werden". "Ich appelliere daher an alle an der Umsetzung der Projekte Beteiligten – von der Interessenvertretung der Ärzte über die Pflegeberufe bis hin zu den verschiedenen Gruppen von Therapeuten intensiv an der raschen Umsetzung dieser Leuchtturmprojekte für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens konstruktiv mitzuwirken.
Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,4 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.