Hintergrund und Fragestellung
Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten von durch Katheter erworbenen Infektionen. Der Harnkatheter ist die primäre Quelle dieser Infektionen aufgrund der Kolonisation von Bakterien auf der Katheteroberfläche und der Bildung eines Biofilms. In vitro Studien zeigen Effekte von niederenergetischem Ultraschall auf die Bakterienadhäsion, das Bakterienwachstum und sogar bakterizide Wirkung. Das Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit von niederenergetischem Ultraschall im Vergleich zu keiner Intervention, Schein-Ultraschall oder Präventionsmaßnahmen bei PatientInnen mit Harnkathetern zu bewerten.
Methodik
Die Beantwortung der Forschungsfragen bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit basierte auf einer systematischen Literatursuche in 3 Datenbanken, zusätzlich wurde noch eine Handsuche durchgeführt. Die Daten der für die Entscheidung herangezogenen Endpunkte wurden aus den einzelnen Studien zusammengefasst und nach GRADE (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) bewertet. Zusätzlich wurde das Bias-Risiko für jeden entscheidungsrelevanten Endpunkt nach einer Checkliste bewertet.
Ergebnisse
Es konnten drei kontrollierte Studien identifiziert werden, die eine niederenergetische Ultraschall Behandlung von Harnkathetern mit einer Scheinbehandlung oder keiner Intervention verglichen, alle sind nur als Abstrakt veröffentlicht. Eine Studie berichtet einen statistisch signifikant geringeren Schmerzmittelverbrauch in der Behandlungsgruppe mit Ultraschall als Hinweis für ein geringeres Schmerzniveau während der Studiendauer von 9 Tagen. Eine Studie erhob anhand einer 10 teiligen Schmerzskala katheterassoziierte Beschwerden mit einer Zunahme von 1.3 Punkten in der Kontrollgruppe und einer Abnahme von 1.6 Punkten in der Interventionsgruppe nach 8 Wochen. Zur Beantwortung der Prävention/Reduktion von katheterassoziierten Harnwegsinfektionen (CAUTI) konnte eine Studie herangezogen werden, wobei in beiden Armen nach 8 Wochen kein symptomatischer Harnwegsinfekt aufgetreten ist. Eine Studie berichtet keine Unterschiede hinsichtlich unerwünschter Ereignisse zwischen beiden Gruppen. Es werden keine Details angegeben welche unerwünschten Ereignisse erhoben wurden.
Schlussfolgerung und Empfehlung
Katheterassoziierte Harnwegsinfektionen (CAUTI) sind von katheterassoziierten asymptomatischen Bakteriurien (CA-ABS) zu unterscheiden. Weder Screening nach einer asymptomatischen Bakteriurie noch eine Therapie einer solchen wird bei dauerkatheterisierten PatientInnen empfohlen, da eine asymptomatische Bakteriurie keine nachteiligen Folgen hat. Eine der inkludierten Studien berichtet den wichtigen Endpunkt der Prävention oder Reduktion von CAUTI, wobei in beiden Gruppen nach 8 Wochen kein symptomatischer Harnwegsinfekt aufgetreten ist. Die Reduktion von Bakteriurie und Biofilm auf der Katheteroberfläche durch niederenergetischen Ultraschall wurden nicht als patientenrelevanter Endpunkt gewertet, da keine Daten vorliegen, die eine Reduktion von behandlungspflichtigen Harnwegsinfektionen durch Reduktion von Bakteriurie und Biofilm belegen.
Sowohl die Daten zur Beeinflussung katheterassoziierter Beschwerden als auch zur Sicherheit sind von sehr niedriger Evidenz, jegliche Einschätzung des Effektes ist sehr unsicher. Die gegenwärtige Studienlage lässt keine Rückschlüsse zu, ob niederenergetischer Ultraschall bei PatientInnen mit Harnkatheter wirksamer und sicherer oder gleich sicher ist als die Vergleichsintervention Schein-Ultraschall oder „keine Intervention“. Bei Vorliegen neuer Studien sollte eine nochmalige Bewertung erfolgen.