Unter ACSC versteht man eine Reihe von Krankheitskomplexen, bei denen
für die betroffenen PatientInnen ein Krankenhausaufenthalt potentiell
vermeidbar wäre und die Problemfelder in der (Primär-)Versorgung
aufdecken können. Zu den ACSC zählen einerseits chronische Krankheiten
wie Diabetes mellitus und Asthma bronchiale, andererseits aber auch
akute Erkrankungen wie Lungen- oder Blinddarmentzündung mit auftretenden
Komplikationen. ACSC werden mittlerweile weltweit als Indikatoren für
die Qualität der Diagnostik und Therapie in der Primärversorgung, aber
auch für das Management des jeweiligen Krankheitskomplexes herangezogen.
Besonders in Ländern wie Österreich, in denen der Zugang zur
Krankenversorgung von PatientInnenseite gut steuerbar ist (im Vergleich
zu Ländern, wo praktische ÄrztInnen eine Gate-keeping-Funktion haben),
spiegeln ACSC hauptsächlich die Qualität der Versorgung wider.
Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Versorgung im Primärbereich
und der Anzahl potentiell vermeidbarer Krankenhausaufenthalte zeigten
die Ergebnisse verschiedener Studien teilweise unterschiedliche
Ergebnisse (überhaupt kein, positiver oder negativer Zusammenhang).
Grund für die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse ist die Tatsache,
dass abgesehen von der Primärversorgung (Anzahl der ÄrztInnen) auch
weitere Einflussfaktoren bei der Anzahl der Krankenhausaufenthalte eine
Rolle spielen, wie beispielsweise Alter, Geschlecht,
Gesundheitsverhalten, Gesundheitszustand (Anzahl an Krankheiten,
Komorbiditäten), ethnischer und sozioökonomischer Hintergrund,
Bettenanzahl, die Entfernung eines Krankenhauses und auch die Konkurrenz
zwischen ÄrztInnen, weil dadurch statt Überweisung der/des
Patientin/Patienten zu einer/einem Kollegin/Kollegen gleich die
Überweisung ins Krankenhaus erfolgt. Auch zeigen sich Zusammenhänge
zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren, was die Beschreibung bzw.
Verifizierung von Kausalzusammenhängen erschwert. Beispiele dafür sind
die Ergebnisse von Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem
Gesundheitsverhalten und dem sozialen Status von Personen aufzeigen oder
auch zwischen sozioökonomischen Variablen und der Selbsteinschätzung
der Zugangsmöglichkeiten zum Gesundheitssystem.