1. Auftrag und Ziele der Bevölkerungsbefragung 2016
Der Auftrag zur Studie wurde an die Firma „TQS – Team für Qualitätsentwicklung und Service Management“ erteilt.
Ziel der Bevölkerungsbefragung 2016 war es, Kenntnis über die Zufriedenheit der österreichischen Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem zu erlangen. Zudem ging es um die strukturierte Erfassung der Erwartungen und Erfahrungen der Bevölkerung zum Gesundheitssystem, um daraus Erkenntnisse für gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse zu gewinnen. Durch das Aufzeigen von Verbesserungsmöglichkeiten sollte die Entwicklung von zielgerichteten Maßnahmen zur Optimierung des Gesundheitssystems unterstützt werden.
2. Erhebungsmethodik
Methodik: Telefoninterviews (CATI–computer aided telephone interviews)
Gesamtstichprobe: n = 3478 gewichtet nach Bundesländern
Zeitraum: 11. Jänner bis 29. Februar 2016
3. Ergebnisse
Folgende Erkenntnisse und Feststellungen können aus den Ergebnissen abgeleitet werden:
Die Selbsteinschätzung der Österreicher/innen zum eigenen subjektiv wahrgenommen Gesundheitszustand und -bewusstsein
- Die Einschätzung zum eigenen Gesundheitszustand und zur Arbeitsfähigkeit ist generell gut in der Bevölkerung. Die Österreicher/innen fühlen sich grundsätzlich gesund, nur 13 % geben an, sich schlecht zu fühlen. Diese Einschätzung korreliert erwarteter Weise signifikant mit dem Alter der Befragten.
- Gleichzeitig geben über 60 % der Befragten an, auch auf ihre Gesundheit zu achten. Nur 4 Prozent fühlen sich sehr stark anfällig gegenüber Krankheiten.
- Klammert man die Pensionisten unter den Befragten aus, so ist gibt die überwiegende Mehrheit der Befragten ihre Selbsteinschätzung wieder, dass sie ausgehend von ihrem jetzigen Gesundheitszustand damit rechnen, ihrer Arbeit bis zur Pension nachgehen zu können.
- Statistisch signifikant sind dabei auch die Zusammenhänge, dass je gesünder die Befragten sich selber wahrnehmen, desto weniger stark geben sie an, dass sie anfällig für Krankheiten sind und desto zuversichtlicher sind sie, bis zur Pension arbeiten zu können.
- Bemerkenswert ist allerdings auch die Beobachtung, dass Personen mit Migrationshintergrund sich einerseits zwar als weniger anfällig für Krankheiten einschätzen. Gleichzeitig glauben sie, ihre Tätigkeit weniger wahrscheinlich bis zur Pension ausüben zu können.
Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem und Bewertung der Gesundheitsversorgung
- 81 % der österreichischen Bevölkerung hatte im letzten Jahr zum/zur praktischen Arzt / Ärztin Kontakt, 60 % zum Zahnarzt / zur Zahnärztin, 12 % hatten einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus und 17 % nutzen Spitalsambulanzen. Die Zufriedenheit ist sehr hoch, wenn ein Kontakt bestand.
- Der Weg zum Arzt steht nicht an erster Stelle: Bei ersten Krankheitsanzeichen verwendet fast die Hälfte der Bevölkerung zuerst Hausmittel und ein Viertel wartet ab, bis sie von selbst vergehen und 12 % behandelt sich mit rezeptfreien Medikamenten.
- Rund drei Viertel bewerten das Gesundheitssystem positiv in Hinblick auf Zeitdauer für das Arzt/Ärztinnen-Patient/innen-Gespräch, Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzt/innen sowie der Koordination zwischen Ärzt/innen und Krankenhäusern.
- Sehr positiv wird die medizinische Versorgung durch Fachärzt/innen und praktische Ärzt/innen wahrgenommen, auch Spitalsambulanzen weisen gute Zufriedenheitswerte auf.
Erwartungen der Bevölkerung an den Haus- oder Fachärzt/innen
- Sehr wichtig sind grundsätzlich einmal alle Themen, die mit der medizinischen Dienstleistung der Ärzte zu tun haben und die man unmittelbar mit der Person des Arztes/der Ärztin als Qualitätskriterium für die Leistung wahrnimmt: Die Bevölkerung erwartet sich insbesondere, dass die Ärzt/innen zuhören, sich Zeit nehmen, Fachkenntnisse haben und nach dem Besuch soll klar sein, was zu tun ist (alle Teilwerte bei 95% -100%).
- Deutlich weniger wichtig sind Serviceleistungen die darüber hinaus im Sinne eines Informations- und Patient/innen-Managements erbracht werden, wie bspw. dass auch alle anderen behandelnden Ärzte über die jeweilige Krankengeschichte informiert sind (85%), dass Hausbesuche gemacht werden (72%) oder dass der Hausarzt für die Patient/innen die Terminorganisation mit anderen Fachärzten oder medizinischen Einrichtungen übernimmt (57%).
Einschätzung und Themen der aktuellen Gesundheitsreform in Österreich
- Bekanntheit der Maßnahmen des Gesundheitssystems: Annähernd 90 % der Bevölkerung sind über die Gratiszahnspange für Kinder und Jugendliche sowie das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm informiert. Fast 80 % haben auch bereits von ELGA und e-Health gehört.
- Die Maßnahmen werden Großteils sehr positiv beurteilt, wobei rund ein Fünftel ELGA und e-Health sowie die telefonische Auskunft bei medizinischen Fragestellungen ablehnen.
- 47 % der österreichischen Bevölkerung kann sich vorstellen, sich telefonisch von Experten zu Gesundheitsfragen am Telefon beraten zu lassen. Stärker vorstellbar für jüngere Personen, in Wien wohnhaft und mit gutem Gesundheitszustand.
Kommunikation und Information zu gesundheitspolitischen Themen
- 62 % der österreichischen Bevölkerung fühlt sich ausreichend über die aktuellen Reformen im Gesundheitssystem informiert.
- Wichtige Themen aus Sicht der Bevölkerung: Medizinische Versorgung verbessern und Vorsorgeuntersuchungen. Das sind wiederum die Themen, die den persönlichen Nutzen der medizinischen Versorgung ansprechen und nicht Verbesserung im Versorgungssystem, die den Befragten nicht so nahe liegen.
- Am häufigsten befürchten die Österreicher/innen, dass Wartezeiten künftig zunehmen und die persönlichen Ausgaben für Gesundheit ansteigen könnten.
- Informationen über Gesundheitsthemen werden primär über Medien (52%) und Homepages (38%) eingeholt, erst danach über Ärzte (30%) und Freunde bzw. Bekannte (29%).